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Inhalt: Das erwartet dich
- Die 1848er Revolution
- Die Frauenbewegung während der 1848er Revolution
- Frauenzeitungen und Frauenvereine
Die 1848er Revolution
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in ganz Europa zu Hungersnöten. Davon waren vor allem die ärmeren Schichten der Gesellschaft betroffen. Ab März 1848 kam es deshalb in vielen europäischen Städten zu Aufständen und Straßenkämpfen. Die aufständische Bevölkerung forderte dabei fünf Dinge:
- Pressefreiheit
- Versammlungsfreiheit
- freie Gerichtsbarkeit
- eine Vertretung des Volkes im politischen prozess
- eine Verfassung, die alle anderen Punkte garantiert
Vor der Revolution um 1848 war in öffentlichen politischen Debatten vor allem die bürgerliche Schicht präsent. Das änderte sich. Neben dieser traditionellen Öffentlichkeit entstehen sogenannte Gegenöffentlichkeiten. An den Gegenöffentlichkeiten sind in erster Linie Menschen aus der kleinbürgerlichen Schicht und aus der Arbeiterschicht beteiligt. Sie setzen der bürgerlichen Perspektive ihre eigenen Interessen entgegen.
Eine Besonderheit dieser Gegenöffentlichkeiten war, dass in ihnen die Befreiung der Arbeiterschicht sehr früh mit der Befreiung der Frau zusammen gedacht wurde. So kam es auch, dass sich im Laufe der Revolution das entwickelte, was wir heute als die erste Welle der Frauenbewegung bezeichnen.
Die Frauenbewegung während der 1848er Revolution
Das Motiv der Welle taucht in Schilderungen der Frauenbewegung häufig auf. Die Welle steht für verschiedene Hochphasen und Rückschläge, die die Frauenbewegung im Laufe der Zeit durchlebt hat. Markante Fortschritte im Kampf für Frauenrechte fallen dabei oft zusammen mit bedeutsamen Veränderungen in der Gesellschaft als Ganzes.
Die Vertretung frauenspezifischer Interessen rückte also während der 1848er Revolution immer mehr in den Vordergrund. Deshalb sprechen Wissenschaftler:innen ab diesem Zeitpunkt erstmals von der Frauenbewegung als soziale Bewegung.
Frauenzeitungen und Frauenvereine
Ab 1849 gewannen zwei Dinge an Bedeutung, die für den weiteren Verlauf der Frauenbewegung entscheidend waren: Zum einen Zeitungen mit einem Schwerpunkt auf frauenspezifische Interessen und Unrechtserfahrungen, zum anderen sogenannte Frauenvereine bzw. Frauenclubs.
Entwicklung in Deutschland
Eine der ersten Zeitungen in diesem Zusammenhang war die „Frauen-Zeitung“. Sie wurde ab 1849 von Louise Otto herausgegeben und erschien bis zu ihrem Verbot im Jahr 1850 wöchentlich. Die „Frauen-Zeitung“ verband die Frauenfrage von Beginn an eng mit den Interessen der Arbeiterschicht. Sie trug ganz wesentlich zur Organisation der Frauenbewegung bei.
Zur selben Zeit wurden in Deutschland zahlreiche „Demokratische Frauenvereine“ gegründet. Diese Vereine bildeten das zweite Standbein der sich organisierenden Frauenbewegung. Neben der ausdrücklich politischen Zielsetzung der Frauenvereine organisierten sie mit Hilfe von Vereinsbeiträgen und Spenden auch Unterstützung für hilfsbedürftige Familien.
Wegen der zunehmenden Behinderung ihrer Arbeit waren die Frauenvereine darauf angewiesen, diese wohltätigen Aktivitäten als Tarnung zu nutzen. Ab 1850 traten jedoch in allen Staaten des deutschen Bundes die sogenannten Vereinsgesetze in Kraft. Sie verboten Frauen und Minderjährigen die Mitgliedschaft in politischen Vereinen und die Teilnahme an politischen Versammlungen. Diese Gesetze wurden erst im Jahr 1908 wieder aufgehoben.
Entwicklung in Frankreich
Auch in Frankreich spielten Zeitungen und Frauenclubs eine gewichtige Rolle. Schon im März 1848 gründeten einige Frühsozialistinnen die feministische Tageszeitung „La voix des femmes“ (Die Stimme der Frauen). Im Umfeld der Herausgeberinnen wurden in der folgenden Zeit zahlreiche Frauenclubs gegründet, die sich vor allem dafür einsetzten, dass Frauen ein Recht auf Arbeit bekamen.
Dieses Ziel haben die Frauenclubs zu einem großen Teil in selbst verwalteten Kooperationen und Arbeitsvermittlungsbüros verfolgt. Außerdem richteten sie einen Unterstützungsfonds für Frauen ein. Schon im Juli 1848 wurden jedoch alle Frauenclubs verboten und ihre Mitglieder wurden politisch verfolgt.
Anschließend wurde allen französischen Frauen auch das Stimmrecht verweigert. Sie durften also nicht an politischen Wahlen teilnehmen. Auch andere Bürgerrechte wurden den Frauen verwehrt:
- die Pressefreiheit
- die Versammlungsfreiheit
- die Koalitionsfreiheit
Das nun geltende Familienrecht sah vor, dass der Ehemann uneingeschränkte Macht über die Ehefrau und Kinder hatte.
Entwicklung in den USA
Als Beginn der US-amerikanischen Frauenbewegung gilt ein Treffen von 200 Frauen und 40 Männern im Jahr 1848. Das Treffen fand in Seneca Falls im US-Bundesstaat New York statt. Es dauerte mehrere Tage und endete mit der Unterzeichnung eines Manifests, das von Elizabeth Cady vorbereitet wurde: die „Declaration of Sentiments“ (Meinungserklärung).
In diesem Manifest wurden die Rechtsansprüche und Unrechtserfahrungen der US-amerikanischen Frauen beschrieben. Der geltenden Situation setzten die Unterzeichner:innen der „Declaration of Sentiments“ die Forderung nach rechtlicher Gleichstellung von Frauen und Männern entgegen.
Exkurs: Das „Common Law“
Das heißt, sie war im rechtlichen Sinne keine eigene Person. Sie wurde sozusagen verdeckt von ihrem Ehemann. Nur er galt rechtlich als Person und schloss seine Ehefrau rechtlich ein.
In den USA profitierte die Frauenbewegung von mehreren Faktoren: Erstens gab es nach Veröffentlichung der „Declaration of Sentiments“ landesweite Presseberichte. Zweitens wurden im Anschluss an das Treffen in Seneca Falls recht schnell Frauenrechtskonferenzen organisiert, die bis zum Ausbruch des US-amerikanischen Bürgerkriegs (1861) jährlich stattfanden. Und drittens wurden die US-amerikanischen Frauenrechtler:innen anders als in Europa von prominenten Männern unterstützt.
In den nachfolgenden Jahren entstanden auch internationale Verbindungen zwischen der Frauenbewegung in den USA und den europäischen Frauenbewegungen.